Über Vertrauen
Verschiedene Anregungen zum Thema Vertrauen
(unkommentiert gesammelt, in der Reihenfolge des zeitlichen Erscheinens).
Markus Leist auf LinkedIn:
Ich hatte gerade eine Unterhaltung über das Konzept „Vertrauen“ und stellte fest: ich bin nicht wirklich sattelfest, zu erklären, was an „Vertrauen“ paradox ist.
Darf ich um etwas Aufsteighilfe in Form einer kurzen Erklärung oder Link bitten?
Gitta Peyn, Uwe Kauffmann, Patrick Poetschke und natürlich andere.
Patrick Poetschke:
Ich kann es leider auch nicht exakt aus dem Ärmel schütteln, aber es müsste ungefähr so lauten, dass es Vertrauen nicht ohne Misstrauen geben kann, was eben eine Paradoxie ist.
Dr. med. Karin Kelle-Herfurth auf LinkedIn:
Wenn Werte paradox funktionieren, bedeute ich das damit, dass das Betonen oder Fordern eines bestimmten Werts eine Richtung vorzugeben versucht, die paradoxerweise dazu führen kann, dass dieser Wert untergraben wird. Statt Vertrauen kann also Misstrauen hervorgerufen werden.
Je stärker ein Wert gefordert wird, ohne eine angemessene Grundlage (Warum sollten Menschen überhaupt bedingungslos vertrauen?), desto mehr kann er in Frage gestellt oder untergraben werden.
Vertrauen ist ein grundlegender Wert in zwischenmenschlichen Beziehungen und sozialen Interaktionen. Wenn Menschen aber das Gefühl haben, dass sie dazu gedrängt werden, jemandem vertrauen oder sich dem Team anvertrauen zu müssen, ohne dass sie von ihrem Erleben in Resonanz damit gehen und Vertrauenswürdigkeit empfinden, werden sie sich bestenfalls misstrauisch zurückziehen. Manche kommen auch in Schwierigkeiten durch moralische Dilemmata in Abhängigkeitssituationen.
Ich habe hier einen Artikel von Gitta Peyn verlinkt, den ich kommentiert habe. Es geht um das Einfordern von Vertrauen im Organisationskontext.
Markus Leist auf LinkedIn:
Schon sehr spannend, in einer Unterhaltung festzustellen, wie wenig ich da im Kern „begriffen“ habe.
Morgen werde ich auch mal weiter drüber nachdenken. Erstmal rein ins Getümmel (Bezahlschranke):
https://www.spektrum.de/magazin/was-vertrauen-bedeutet/1845244
Uwe Kauffmann auf LinkedIn:
Das hat etwas, auf der einen Seite mit der Kontingenz von Begriffen zu tun und auf der anderen Seite, dass es fasst immer notwendig für Funktion ist, davon auszugehen, dass man verstanden hat. Verstehen tust Du eh immer, was aber kein Ausdruck von Qualität ist.
Tim Wittenborg auf LinkedIn:
Ich Stelle gerade fest, dass ich dazu noch kein Video habe, wenn auch das eines der Schlüssel-Konzepte ist. Kurz unvorbereite Informationscollage:
Vertrauen ist das Maß an Gewissheit, dass eine Information "richtig" ist. An eine Person oder Institution gebunden wiederum bezieht es sich an die an diese gebundenen Informationen.
Vertrauen ist ein Ersatz für eigene Erkenntnissynthese, egal wie motiviert: wer niemandem vertaut, kann alle eigenen Erkenntnisse am eigenen Standard messen, aber zwecks Ressourcenmangel auch nur begrenzt Erkenntnisse sammeln. Wer vielen vertraut, gewinnt einen größeren Erkenntnis-horizont, eröffnet aber ein neues Maß der Qualitätskontrolle - oder eben Mangel thereof.
Vertrauen ist immer an nicht-wissen gebunden. Je bedeutender die persönliche Philosophie, dass man "nicht wissen kann", desto bedeutender der Begriff des Vertrauens.
Beispiel: Weißt du, was du gerade gelesen hast? Sicher?
Wenn ja, dann brauchst du dir nicht vertrauen, dass du es richtig gelesen hast, du weißt es ja.
Wenn nein, dann musst du dir wohl vertrauen.
Wer wissen will, muss vertrauen. In erster Instanz den eigenen Sinnen.
Tim Wittenborg auf LinkedIn:
Erster Versuch eines Fazits: Vertrauen ist das Maß an Gewissheit, dass der Informationstransfer von Quelle bis Rezipienten vollständig und unverändert ist.
Uwe Kauffmann auf LinkedIn:
Gucke ich mir gerne morgen früh nochmal an, wobei interessant wäre, was Luhmann dazu sagt.
https://www.amazon.de/Vertrauen-Mechanismus-Reduktion-sozialer-Komplexit%C3%A4t/dp/3825221857
Habe ich aber noch keinen Zugang zu.
Markus Leist auf LinkedIn:
Zwei präzisere Begriffe von Gitta Peyn laden zum Nachdenken ein
„… ersetze Fremdvertrauen durch Selbstvertrauen.“
Michael Berger auf LinkedIn:
Vielleicht analog zu Wittgenstein: "Ein Zweifel ohne Ende ist nicht einmal ein Zweifel."
Würde im übertragenen Sinne heißen: Vertrauen ohne Ende ist nicht einmal Vertrauen. - Wenn ich grenzenlos oder "blind" vertraue, ist das nicht nur naiv, sondern auch eine nicht mehr hinterfragte Haltung. Dann wäre ich "vertrauensselig" ohne jede Einschränkung. Also wie Patrick Poetschke geantwortet hat: ohne Misstrauen. Jede Eigenschaft oder Haltung existiert nur durch ihr Gegenteil. Wenn dieses vollständig fehlt, wird aus der ursprünglichen Eigenschaft etwas Übertriebenes, nicht mehr Sinnvolles. Grundsätzlich gilt dies also nicht nur für Vertrauen (oder Zweifel), sondern für jede Haltung. Und eine Haltung ohne einen Funken ihres Gegenteils, ist nicht einmal eine Haltung ...
Sammlung von Links
- Dr. med. Karin Kelle-Herfurth:
Inwieweit baut gesundes #Arbeiten und erfolgswirksames #Führen wirklich auf eine Kultur von #Vertrauen? - Gitty Peyn:
Wer auf Vertrauen setzt, hat schon verloren?
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Kleiner Disclaimer:
Es besteht kein Einfluss auf mögliche Änderungen der Inhalte hinter den hier veröffentlichten Links.
Die Informationen hier sollen als Anregungen verstanden werden, sich mit einem Thema zu beschäftigen und haben weder einen wissenschaftlichen Anspruch noch einen Anspruch an Vollständigkeit.
Die vorliegenden Informationen sind im Rahmen einer Unterhaltung auf einem Online-Medium entstanden. Eventuelle Nachfragen oder Anmerkungen sollten daher an der (verlinkten) Quelle erfolgen.